Das Werkverzeichnis von Günters Skulpturen, das ich nach seinem Tod zusammengestellt habe, umfasst 90 Werke. Nicht darin enthalten sind all jene Werke, die bereits neue Besitzer gefunden haben. Über sich selbst sagte er: „Ich sehe mich nicht als Künstler, sondern als Amateur, als jemand, dessen Beschäftigung mit Skulpturen Liebhaberei und Hobby ist.“
Welch leidenschaftliches Hobby! Ich begleitete Günter Ruf 24 Jahre, bis zu seinem Tod. Deshalb habe ich den Beginn seiner kreativen Betätigung, seiner Experimente mit verschiedensten Materialien von Anfang an mitverfolgen können. Er startete mit Speckstein, dann folgten Marmor und Sandstein und Ton. Es reizte ihn, die Realität möglichst genau dreidimensional wiederzugeben. Im Laufe der Zeit waren es jedoch die Formenverläufe selbst, die Günter fesselten und deren Schönheit er herausarbeiten wollte. Günter liebte es, mit seinen Händen zu formen und die Figuren langsam entstehen zu lassen.
Das Modellieren mit Ton wurde Günters ureigenes Medium. Vorwiegend arbeitete er nach lebenden Modellen. Entsprechende Positionen sind in seinen Skulpturen wiederzufinden: Sitzende, Hockende, Liegende, Stehende. Die aufrechte Haltung, der freistehende Körper und vor allem der Moment der Bewegung reizten ihn. Markante Figuren reiften heran, wenn Günter sich entschlossen hatte, die Oberflächen nicht völlig glatt zu schleifen, sondern einem groben Formenverlauf Raum zu geben. So entstanden kubistisch und auch expressionistisch anmutende Figuren, deren fantastische Wirkung er mit entsprechender Farbgebung – sei es durch Glasieren bei einem weiteren Brennvorgang oder durch Kolorieren – abermals verstärkte.
Das Fantasievolle, Spielerische nimmt in seinen Werken einen großen Platz ein. Günter formte Füße mit mehrfachen Funktionen: Als Behausung, als Wanderschuhe oder als Symbol für den Götterboten Hermes. Manche seiner Skulpturen scheinen Märchen- und Sagenbüchern entschlüpft zu sein: Baumelfen, Feen, Meerwesen, Krieger, Hexen. Günter zeigt die Prachtentfaltung von Körpern in mannigfachen Varianten, Schönheit, die nicht an Alter oder Geschlecht geknüpft ist. Marga Golz, Lörrach 2023
Günter Ruf
1956 geboren in Lörrach - 2022 gestorben in Lörrach
seit vielen Jahren als Amateurfotograf und Sulpteur tätig,
2004 Gründungsmitglied des Vereins Bildende Kunst Lörrach e.V. VBK-Lörrach
seit 2012 Kursteilnehmer für „Figürliches Modellieren“ an der Schule für Gestaltung in Basel